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Das Magazin der Berner Haus- und Kinderärzt:innen

Lesedauer ca. 4 Min.

Unterschreiben! Unterschreiben! Unterschreiben!

Politik

Unterschreiben! Unterschreiben! Unterschreiben!

Die Petition von mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz läuft schon eine Weile, aber die Anliegen sind aktueller denn je. Deshalb rufen wir noch einmal auf, die Petition zu unterzeichnen und möglichst viele andere ebenfalls davon zu überzeugen – damit endlich mehr Haus- und Kinderärzt:innen für die medizinische Grundversorgung ausgebildet werden!

Die heissen Diskussionen rundum die Einführung von TARDOC, der den veralteten TARMED ablösen sollte, machen etwas deutlich: Es ist dringend notwendig, jetzt endlich ernsthafte Bemühungen zu unternehmen, damit die medizinische Grundversorgung mehr Haus- und Kinderärzt:innen bekommt. Diese Grundversorgung, niederschwellig, für alle, flächendeckend, ist so etwas wie das Rückgrat des Gesundheitssystems. Schwächelt es, wird es für das gesamte Gesundheitssystem nicht nur schmerzhaft, sondern sehr, sehr teuer.

Fakt ist: Es gibt viel zu wenige Haus- und Kinderärzt:innen für immer mehr Patient:innen. Die Versorgungskrise ist längst da. Viele Patient:innen finden nur noch schwer oder gar nicht mehr eine Hausärztin oder einen Kinderarzt, viele Praxen finden keine Nachfolger:innen, führen Aufnahmestopps für neue Patient:innen ein. Es fehlt an Ärzt:innen und genügend Nachwuchs. Universitäten, Berufsverbände, Expert:innen sowie Haus- und Kinderärzt:innen aus dem Praxisalltag warnen schon seit vielen Jahren vor folgenschweren Versorgungslücken.

Weniger Workforce bei gleichzeitig steigendem Bedarf
Das Durchschnittsalter der Haus- und Kinderärzt:innen in der Schweiz ist von 51 Jahren im Jahr 2015 auf 55 Jahre im Jahr 2020 angestiegen. Eine Studie der Westschweizer Konsumentenorganisation FRC [6] hat 2021 ergeben, dass für einen Termin bei einem neuen Arzt in Genf durchschnittlich 2.3, in Delsberg 14.5 und in Freiburg gar 30.5 Telefonanrufe nötig waren. In Bern können 60% der Hausärzt:innen überhaupt keine neuen Patient:innen mehr aufnehmen [1].

Dabei wird der Bedarf an ambulanter haus- und kinderärztlicher Grundversorgung weiter steigen. Die Schweizer Bevölkerung wächst zwischen 2021 und 2030 um etwa 8,8%, der Anteil der über 65-Jährigen von 18,9% im Jahr 2020 auf 25,6% im Jahr 2050. Die Hälfte der über 65-Jährigen hat heute mindestens zwei chronische Krankheiten [2] – Tendenz steigend. 17,7% der über 75 Jahre alten Menschen in der Schweiz haben ihren Hausarzt oder ihre Hausärztin in den 12 letzten Monaten fünfmal oder öfter konsultiert [3].

Zu wenige Ärzt:innen wählen die Grundversorgung
Gemäss einem Bericht des Obsan [4] müssten 50% der Studienabgänger:innen in Medizin eine der Grundversorgerdisziplinen wählen, damit die Nachfrage an Nachwuchs gedeckt werden kann (Workforce Studie 2015). Ende 2022 waren aber nur 36 % der Mediziner:innen mit Berufsausübungsbewilligung überhaupt im Besitz eines entsprechenden Facharzttitels Allgemeine Innere Medizin oder Kinder- und Jugendmedizin [5] oder waren praktische:r Ärzt:in. Das sind deutlich zu wenige! In Dänemark geht man davon aus, dass 60% der Ärzteschaft in der Grundversorgung tätig sein muss, damit ein solches System funktioniert.

Was die Petition von mfe fordert

  • Mehr Medizinstudienplätze! Die Anzahl an Medizinstudienplätzen muss von 1’300 auf 1’800 steigen – mit einem neuen Investitionspaket zugunsten der medizinischen Fakultäten an den Universitäten.
  • Mehr Medizinstudent:innen für die Haus- und Kinderarztmedizin! In Zukunft müssen mindestens 50% der Medizinstudent:innen die Haus- und Kinderarztmedizin wählen, um den künftigen Bedarf zu decken. Dafür braucht es eine stärkere und attraktivere Hausarztmedizin an den Universitäten.
  • Mehr Praxisassistenzstellen! Damit alle künftigen Haus- und Kinderärzt:innen praktische Erfahrungen sammeln können und sich für den Einstieg in die Praxis entscheiden, braucht es eine Erhöhung der Zahl der Praxisassistenzstellen während der Weiterbildung von heute 280 auf neu 720.
  • Ein «Impulsprogramm Hausarztmedizin»! Für all diese und weitere begleitende Massnahmen brauchen wir ein «Impulsprogramm Hausarztmedizin». In der BFI-Botschaft 2025-2028 müssen dafür zweckgebunden 200 Mio. Franken bereitgestellt werden.


Alles weitere zur Petition sowie Unterschriftenbögen und Materialien finden Sie unter https://www.hausaerzteschweiz.ch/petition-2024. Danke für die Unterstützung!

Quellen:
[1] Workforce-Studie 2020–2025 (Kanton Bern)
[2] Swiss Health Survey 2017 / 2022
[3] Swiss Health Survey 2017 / 2022
[4] Obsan 01/23: Ärztinnen und Ärzte in der Grundversorgung – Situation in der Schweiz und im internationalen Vergleich
[5] BAG: Statistik Ärztinnen/Ärzte 2022